Schulhündin Fanny
So nannte ich hoffnungsvoll das Schulhundprojekt, das im November 2005 an meiner Schule begann. Von diesem Tag an begleitete mich meine zum damaligen Zeitpunkt 17 Monate alte Boxerhündin Fanny in den Unterricht. Inspiriert zu diesem Projekt wurde ich unter anderem durch einen Internetbericht über den Lehrer Bernd Retzlaff und seine Hündin Jule, der wohl ersten bekannten Schulhündin in Deutschland.
Lief es rund?
Mehr, als ich je erhofft hatte. Fanny erwies sich als eine wertvolle Unterstützung an meiner Seite, eine Assistentin, deren pädagogisches Potential mich tagtäglich verblüffte und begeisterte. Dabei arbeitete sie nicht nur mit den Kindern, sondern sogar für die Wissenschaft. Sie war Teil der Studie, bei der Frau Dr. Andrea Beetz die Auswirkungen auf das Sozialgefüge einer Klasse untersuchte.
Nach fast 6 Jahren im Schuldienst ist Fanny nicht mehr der Jungspund von damals, sondern eine erfahrene ältere Dame mit immer grauer werdenden Lefzen. Im Schuljahr 2009/2010 ließ sie erkennen, dass sie in stressigen Situationen, mit denen jeder Schulhund konfrontiert wird, dünnhäutiger geworden ist.
Bereits im Alter von 10 Wochen durfte sie Fanny in die Schule begleiten und in den Unterricht hineinschnuppern.
Ich bin mir sicher: Dass der Einsatz eines Welpen in der Schule so weitgehend reibungslos, so erfolgreich und nahezu stressfrei erfolgte, ist auch und in besonderem Maße Fanny zu verdanken. Sie war es, die Aina mit ihrer Erfahrung und Abgeklärtheit Orientierung gab.
Am 29. Juli 2011 endete Fannys Schulhundlaufbahn.
Fanny.
Unser Schulhund.
Machte uns Mut.
Brachte uns zum Lachen.
Unvergessen.
Duygu, Alisa und Sonnur
Fanny.
Sabberte oft.
Eine echte Spaßkanone.
Zum Kuscheln einfach toll.
Danke.
Kevin, Niklas, Jakob
Gerne hätte ich Fanny noch länger dabeigehabt. Aber im vergangenen Schuljahr erkannte ich wohl ihr Pflichtbewusstsein und ihr Bemühen, es mir und den Kindern recht zu machen. Der Spaß am Schulhundedasein blitzte immer seltener durch.
Gut möglich, dass ich sie zu häufig mitgenommen habe. Was wusste ich vor sieben Jahren von Stresssymptomatik bei Hunden? In meiner anfänglichen Euphorie habe ich viele Fehler gemacht, Fanny zum Beispiel an andere Klassen „ausgeliehen“, weil mich deren Kinder darum bettelten. Heute unvorstellbar für mich. Ihre Augen, die mich verfolgten, wenn ich aus dem fremden Klassenzimmer ging, werd ich nie vergessen. Auch eine Situation, wie auf diesem Foto zu sehen, würde ich meinem Hund nicht mehr zumuten. Es ging mir um ein Aufsehen erregendes Poster an meiner Klassenzimmertür. Wie es meinem Hund dabei ergeht, darüber hab ich nicht nachdedacht. Ob sie sich dabei wohl gefühlt hat? Ich bezweifle es. Liebe Fanny, ich kann nur Abbitte leisten.
Fanny und ich sind einen langen Weg zusammen gegangen, auf dem sie mich sehr viel gelehrt hat. Wenn ich heute in die Schule komme, vergeht kein Tag, an dem mich nicht Kinder nach ihr fragen und sie vermissen.
Auch das zeigt mir:
Für meine Schüler war Fanny von unschätzbarem Wert.
Viele unserer Kinder verlieren den Kontakt zur Natur.
Viele unserer Kinder leiden in ihren Familien an emotionaler Vernachlässigung.
Viele unserer Kinder haben als einzige Spielgefährten einen Computer.
Stress und Notendruck herrschen in unseren Schulen vor.
Und dann war da Fanny, die ausnahmslos alle Kinderaugen zum Leuchten brachte:
Die ihnen ihr Vertrauen schenkte.
Die sie ein bisschen ihre Sorgen und ihren Kummer vergessen ließ.
Die dafür sorgte, dass es ihnen besser ging.
War sie doch für unsere Schüler
STRES S FRESSER GESPRÄ C HSPARTNER WOHLFÜ H LFÖRDERER M U TMACHER SEE L ENTRÖSTER AGGRESSIONS H EMMER STIMMUNGSA U FHELLER SPIELPART N ER TROSTSPEN D ER
vor allem aber ein Freund.
Bilder eines Schulhundlebens

Wissenswertes über Fanny und Aina findet man unter:
[1]