Abschied vom Schulleben: Unterschied zwischen den Versionen

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Also, mach es gut! Bleib wie Du bist! Und zeige allen anderen Hunden, was Du bei mir gelernt hast: Sei nett und rücksichtsvoll zu ihnen!!!!!!
 
Also, mach es gut! Bleib wie Du bist! Und zeige allen anderen Hunden, was Du bei mir gelernt hast: Sei nett und rücksichtsvoll zu ihnen!!!!!!
  
'''Dein Kimba'''''
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[[Bild:0811_Sommerferien_195.jpg]] '''Dein Kimba'''''
  
  
 
© Patricia Führing, Frauchen von Kimba
 
© Patricia Führing, Frauchen von Kimba

Version vom 30. August 2011, 22:48 Uhr

ABSCHIED VON SCHULHUND KIMBA

2002 wurde Kimba der 1.Schulhund im Schwarzwald-Baar-Kreis.

Nun geht er nach 9 Jahren in der Heinrich-Feurstein-Schule in seine wohl verdiente Rente!

Er hat nicht nur viele Kinderherzen höher schlagen lassen, sondern wurde auch von allen HFS-lern herzlich aufgenommen.

Kimba lernte hier nicht lesen, schreiben oder rechnen, aber er verschönerte vielen Schülern das Lernen.

Und er wurde so akzeptiert, wie er es auch bei seinen Menschen macht: Mit seinen Fehlern wurde er so genommen wie er ist!

Bei unserem Schulfest vor den Sommerferien wurde Kimba offiziell von unserer uns immer unterstützenden Schulleitung verabschiedet. Dazu bekam er nicht nur ein schönes Plakat von seinen Schülern, sondern einen Gutschein, ganz nach seinem Geschmack: „1 Paar Seidenwürstchen in der Woche auf Lebenszeit!“

Als kleinen Abschiedsgruß von Kimba gestaltete ich unsere Litfaßsäule mit vielen Bildern und Dankeschöns an seine Schüler, Eltern und Kollegen:

                                    KIMBA
                                   bellt
                   allen Schülern, Eltern, Kollegen und Freunden 
                              mit einem kräftigen Wuff
                                   DANKE !

Danke für die vielen lieben Worte!

Danke für die große Rücksicht!

Danke für die zärtlichen Streichler!

Danke für die leckeren Vesper!

Danke für die tiefe Zuneigung!

Danke für die große Geduld!

Danke für das herzliche 2.Zuhause!


Zur Erinnerung habe ich die großen und kleinen Geschichten aus seinem Schulhund-Leben aufgeschrieben. Es war eine schöne und ausgefüllte Zeit, die er jetzt hoffentlich in seinem Ruhestand ebenfalls noch lange, auf eine etwas ruhigere Art, fortführen kann!

Für mich wird es erst einmal eine große Umstellung sein, in der Schule ohne Kimba zu unterrichten. Jahrelang war er täglich mit dabei, im letzten Jahr dann nur noch 3 Tage in der Woche. Und jetzt werden wir uns morgens immer trennen müssen, was ich so ja gar nicht mehr kenne.

Aber ich bin froh, dass wir mit dem Abschluss des Schuljahres und der gemeinsamen Zeit mit der Klasse, den Absprung geschafft haben: Kimba baut körperlich so stark ab, dass einfach seine Gesundheit, sein verstärktes Ruhebedürfnis und die Rücksichtnahme auf seine Tagesformen jetzt im Vordergrund stehen müssen.

Hinzu kommt, dass ich aus jahrzehntelanger Hundehaltung weiß, welche Phase wir gerade beschreiten: Eine wunderschöne, weil alles sehr gemütlich abläuft und wir uns inzwischen 100% auf einander verlassen können. Kein Stress mehr und wenig Aufregung! Dafür aber der gesundheitliche Abstieg, der sich nicht aufhalten lassen wird. Und diese Phase wollte ich auf keinen Fall mit meiner Klasse beschreiten, die schon auf jedes kleinere Unwohlsein von Kimba sensibel reagierten. Den Abschied vom Leben gemeinsam zu erleben, das wollte ich mir nicht zumuten, dazu gehört viel Kraft, die ich nicht habe!

Patricia Führing

Hier ein Auszug aus seinem 2.Lesebuch „Schulhund Kimba“, das aus seinem abwechslungsreichen Leben mit seinen Klassen erzählt. Seine letzte Klasse erhielt das vollständige Lesebuch zum Abschied von Kimba.


Der Senior Kimba

Nach den ersten Sommerferien (2009) mit meiner letzten Klasse wurde mein Alter immer mehr beachtet. Nun war ich 10 Hundejahre alt, das bedeutet 77 Menschenjahre. Die Gelenke werden da auch bei den Hunden steif und es geht nicht mehr alles so schnell wie früher.

Nicht nur mein Frauchen machte sich darüber Gedanken, sondern auch so mancher Schüler. Dazu gehörte auch Tobias, der am ersten Schultag nach den Ferien meinte: "Ich hab mir überlegt, dass Kimba jetzt so langsam für die Schule zu alt ist und sicherlich lieber daheim bleiben würde. Er braucht doch jetzt viel Ruhe! Für uns wäre das echt schade, aber es ist doch wichtig, dass es ihm gut geht!"

Mein Frauchen erzählte von unserer Konferenz mit den Kollegen in den Ferien, als sie anschließend mit mir noch ins Klassenzimmer ging. Schon im Auto hatte ich mich tierisch gefreut, als wir auf dem Lehrerparkplatz anhielten: schnell aussteigen und den Schulhof beschnüffeln. Meine Lieblings-Kollegin Bettina hatte mich an der Leine und ich führte sie im Slalom um die Kastanienbäume. Im Lehrerzimmer wurde jeder Lehrer persönlich beschnuffelt und im Sekretariat lief ich schnurstraks zu Frau Köhlers Mülleimer mit den leeren Joghurtbechern!

Die Konferenz verschlief ich, nachdem ich fast den großen Klett-Stundenplan mit meinem wedelnden Schwanz umgeworfen hätte. Bevor wir wieder die Schule verließen, brachte mein Frauchen noch meine neue Box ins Klassenzimmer. Ich stürmte die Treppe vor ihr hoch, stand erwartungsvoll vor meinem Klassenzimmer als sie schnaufend ankam. Beim Öffnen der Tür ging aber mein Schwanz schnell runter: Keine Schüler!!!!? :-((((((

Jetzt fand es mein Frauchen aber total rücksichtsvoll von Tobias, dass er sich diese Gedanken machte, aber er freute sich dann, dass wir einfach mal abwarten, wie sich in den nächsten Monaten meine Gelenke entwickeln.

Außerdem fragte Frauchen Tobias, warum er denn jetzt das Thema anspricht. Da kam heraus, dass er dachte, dass ich inzwischen viel älter bin - die 6 Wochen Ferien waren für ihn wohl eine Unendlichkeit. Als sie ihm erklärte, dass ich vor den Ferien nur 1 1/2 Monate jünger war, hat er Bausteine gestaunt!

Am 2.Schultag war ich dann wieder zum ersten Mal mit in der Schule. Ich wurde natürlich freudig begrüßt, besonders von meinen Kimba-Fans, die mich gleich vom Auto abholten.

Im Klassenzimmer musste ich natürlich jeden einzelnen begrüßen und auch gleich die Schulranzen kontrollieren. Egon war begeistert, dass er jetzt Kimbadienst hatte und hat gleich das Futter zubereitet.

Als neue Beschäftigung für mich bekam ich jetzt immer nach dem Fressen einen gefüllten Kong. Frauchen zeigte wie der Kong gefüllt werden musste, hatte aber vorher erklärt, warum mir das Kongleeren so gefällt. Die Schüler mussten schätzen, wie lange ich wohl brauche bis mein Napf leer ist und sie stoppten anschließend die Zeit: 65 Sekunden, nichts im Vergleich dazu, dass ich mich den ganzen Tag drauf freute! Ich war dann mal gespannt, wie Egon reagiert, wenn er den Kong mit Scheiblettenkäse und meinem Futter zum ersten Mal füllen musste. Es wurde eine ganz neue und ungewohnte (matschige) Angelegenheit für ihn! Aber er konnte sich mir zuliebe überwinden! Sein Gesicht hätte man filmen müssen, aber er hat den Kong gefüllt und war begeistert, als er mir, dem Fresssack, noch eine zusätzliche Freude machen konnte!

Zu meinem Seniorenprogramm gehörten jetzt auch ganz kleine Übungen, die die Klasse mit mir für den Unterricht machen konnte. Wenn sie gut gerechnet, Fragen richtig beantwortet und Aufgaben gut gelöst hatten, durften sie in meine Spielsachen Futter füllen oder mir aus meinem Futterbeutel ein Leckerchen geben. Für mich waren die Übungen ganz einfach, denn ich musste nur warten, bis wieder ein Leckerchen für mich „erarbeitet“ wurde!

Mein Futterbeutel war ein bisschen gemein, denn um ihn war eine Schleife gebunden. Das machte das schnelle Füttern etwas schwierig, denn jeder Schüler musste nach dem Leckerchen die Schleife wieder binden. Damit der große Peter mir auch ein Leckerchen geben konnte hat er extra heimlich daheim das Schleife binden geübt. Es war ihm zu peinlich, dass er aus der Schnur nur einen Knoten machen konnte. Ich fand das ganz arg lieb von ihm, denn so bekam ich ein Leckerchen zusätzlich.


Lesen lernen

Ich hab Dir ja schon erzählt, dass mich die Buchstaben, um die die Menschen so ein Theater machen, wenig interessieren. Aber für die Menschen sind sie wohl sehr wichtig. Zumindest wollen alle Schüler lesen und schreiben lernen.

Manchen fällt das ganz leicht, andere tun sich damit schwer. Sie üben und üben und können sich die Buchstaben einfach nicht merken. Sie lesen mühsam die Wörter und verstehen sie nicht. Und ein Text bleibt ein Rätsel.

Das tut nicht nur mir leid, auch mein Frauchen findet das gemein. Darum haben wir uns was ausgedacht: Mein Frauchen schrieb meine ganze Lebensgeschichte auf! Weil sie ja nicht gerade langweilig war, wurde es ein recht dickes Heft. Mein Leseheft bekam auch einen Namen: „Machst Du mit?“, weil die Schüler nicht nur in ihm lesen konnten, sondern auch Fragen zum Text beantworten und kleine Bilder reinmalen konnten. Und das alles freiwillig!

Und alle Schüler, die die Geschichte von mir lesen wollten, die bekamen dafür eine Extraaufgabe: Sie sollten Teile meiner Geschichte daheim für sich lesen und mir am nächsten Tag ihre Seite vorlesen.

Dazu legte ich mich auf eine weiche Gummimatte und das Kind setzte sich zu mir mit seinem Kimba-Leseheft. Das war schön gemütlich und es gab auch immer wieder zärtliche Streichler für mich!

Mir war es egal, ob ein Kind schnell, langsam, mit vielen Fehlern oder mit Betonung vorlesen konnte! Mir war es nur wichtig, dass wir zusammen sein konnten und ich das Gefühl hatte, dass sich die Kinder bei mir wohl fühlten. Und ich bin mir sicher, dass den Schülern mit mir das Lesen Spaß gemacht hat. Zumindest haben sie fleißig gelesen und erfuhren gleichzeitig viel von meinem Leben bevor ich zu ihnen in die Schule kam.

Du weißt ja auch, dass es manchem Schüler schwer fällt, etwas freiwillig zu üben. Ganz besonders, wenn es eine schwierige Aufgabe ist. Da meine beiden Schüler der große Peter und die zierliche Susi mit dem Lesen viel Mühe hatten, freute ich mich umso mehr, dass sie sich fast jeden Tag mit mir auf die Gummimatte setzten um mir vorzulesen! Und bald merkte ich, dass das Lesen schneller ging und sie auch nicht mehr so mühsam an den langen Wörtern rätseln mussten. Vielleicht hab ich ihnen tatsächlich ein bisschen die Freude am Lesen geben können?


Abschied nehmen

Du weißt ja schon, dass ich nicht mehr der Jüngste bin und meine Aufgabe in der Schule nicht einfach ist. Besonders meine neuen Klassen waren am Anfang immer sehr anstrengend. Der glatte Boden und die große Treppe bereiten mir auch immer mehr Mühe.

Darum werde ich diesen Sommer, wenn alle in ihre Ferien gehen, von dem Schulleben Abschied nehmen!

Ich habe 9 aufregende Jahre in meiner Schule verbracht. Mein Klassenzimmer war meine 2.Heimat und meine Klasse meine Familie. Aber zum neuen Schuljahr bekommt meine „letzte Klasse“ einen neuen Lehrer und mein Frauchen neue Schüler.

Ich denke, dass das der richtige Zeitpunkt ist um allen ein liebevolles Wuff und Danke zu sagen. Auch wenn es mir schwer fällt. Auch wenn mir meine große Heinrich-Feurstein-Familie fehlen wird!

Eine neue Klasse mit aufgeregten Schülern zu erziehen, das wäre mir jetzt doch zu anstrengend. Es war jedes Mal eine schöne Aufgabe, aber jetzt wäre es doch zu aufregend für mich, den alten Herrn. Dabei war es eine schöne Zeit, wenn wir uns täglich besser verstanden und bald wie eine nette Familie wurden. Wenn man sich morgens auf einander freut. Und wenn man weiß, dass man so geliebt wird, wie man ist. Sogar mit einem so schülerunfreundlichen Hobby wie ich es habe!

Und leider wird mir der glatte Boden zu rutschig. Das machte mir früher gar nichts aus, aber jetzt wollen meine Füße nicht mehr so wie ich es will. Da brauche ich Halt unter den Pfoten und den gibt mir der Boden nicht mehr.

Außerdem finde ich, dass die Treppe immer länger und immer steiler wird. An manchen Tagen kostet sie viel Kraft und es wird dann sehr mühsam sie zu erklimmen.

Das alles zusammen macht das Schulleben inzwischen so anstrengend und darum sage ich mir: „Wenn es am Schönsten ist soll man gehen!“

Und, wie sagte meine lustige Johanna als sie weit weg ziehen musste: „Im Leben muss man Abschied nehmen!“ und damit hat sie recht!

Ich werde sicherlich immer mal wieder in der Schule vorbei schauen, aber ich werde keine neue Klasse betreuen, keinen Schülern mehr das Sprechen und das Lesen beibringen. Auch keine Aufführungen mehr machen oder meinen Schülern die Vesper klauen!

Dafür werde ich mit meinen Menschen und meinen Katzen und meinen Hundefreunden meine ruhige Zeit genießen. Wenn ich den Morgen gemütlich bei meinem Herrchen verbracht habe, wird mir mein Frauchen nach der Schule bei unserem Spaziergang von meinen Schülern erzählen. So bleibe ich auf dem Laufenden. Schließlich muss ich ja wissen, was in der Schule so abgeht! Und wenn meine alten Schüler mal Lust haben, dann können sie Briefe schreiben oder einfach ein Bild für mich malen! Ich werde mich bestimmt freuen!

Und sicherlich erzählt ihnen mein Frauchen immer wieder neue Geschichten von mir dem „Schulhund im Ruhestand“, der ganz bestimmt kein Langweiler werden wird!

Also, mach es gut! Bleib wie Du bist! Und zeige allen anderen Hunden, was Du bei mir gelernt hast: Sei nett und rücksichtsvoll zu ihnen!!!!!!

0811 Sommerferien 195.jpg Dein Kimba


© Patricia Führing, Frauchen von Kimba